
Die Enden der Kunst
Annäherungen an eine Hauptfrage der ästhetischen Theorie
Ein Workshop von Thomas Lassner (Philosoph, Leipzig) mit Günther Mailand (Mailand / Innenhof, Künstler, Leipzig)
Im Verlauf der Geschichte wurde der Kunst immer wieder ihr Ende attestiert. Auch in philosophischen Texten wird dieser Gedanke häufiger thematisch. Autoren wie G.W.F. Hegel oder Theodor W. Adorno behandeln diese Frage. Die Philosophin Eva Geulen spricht sogar von einem "Gerücht". Dass sich dies bereits so lange hält, scheint dabei viel eher ein Moment des Fortschritts statt eines Krisenphänomens zu sein.
Die Ausdifferenzierung in immer zahlreichere Genres, Stile und Schulen der sogenannten Gegenwartskunst kann ebenso als ein Anlass genommen werden, ihr Ende zu attestieren. Das mag mit ihrer Tendenz zu tun haben, Tradiertes und Konventionelles abzulehnen und zu dekonstruieren. Diese Tendenz zeigt sich in der Gegenwart unter anderem in einer Skepsis etablierten Wissens-Hegemonien gegenüber. Artistic Researches, Dokumentarisches und Workshopformate haben Konjunktur. Gleichzeitig existiert ein großes Interesse für diverse Perspektiven. In der zeitgenössischen Kunst ist zugleich die Auseinandersetzung mit marginalisierten Positionen wie etwa in postkolonialen oder feministischen Diskursen prägend, sodass sich hier offenbar verschiedene Brüche (Enden) zur gleichen Zeit vollziehen.
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Im Rahmen des Workshops im Juli fand zunächst eine theoretische Annäherung an diese Frage statt. Hierfür wurden grundlegende Texte der ästhetischen Theorie gelesen und diskutiert. Darüberhinaus gab es die Möglichkeit, die Ausstellung der HALLE 14, „How to look at ...“ zu erkunden. Diese präsentierte malerische Positionen von 17 Künstlerinnen und Künstlern, deren Wirken eng mit Leipzig verknüpft ist. Auch der Malerei wurde in der Vergangenheit vielfach ihr Ende attestiert. Die ausgestellten Werke lassen alle ein Spiel mit dem Verhältnis von Figuration und Abstraktion erkennen und geben damit ein Beispiel dafür, wie die Kunst in Osteuropa sich nach dem Untergang der Sowjetunion entwickelt hat – auch ein Ende-Phänomen? An diesem Nachmittag wurde gemeinsam in die Lektüre eingestiegen, diskutiert und betrachtet.
